Die graue Energie: Der entscheidende Hebel für Klimaschutz beim Bauen

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Die Erreichung der Deutschen Klimaziele ist eine Herkulesaufgabe.
Der Bausektor muss dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.
Erprobte Lösungen dafür sind vorhanden. Jetzt gilt es, sie in der Breite umzusetzen.

11 % der globalen CO2-Emissionen entstehen bei der Baustoff-Herstellung

Bis 2050 wird eine Verdopplung des weltweiten Gebäudebestands prognostiziert.
Vor dem Hintergrund der Klimakrise wird ein wachsender Markt für klima- und ressourcen-schützende Bauweisen entstehen.
Ein Leitmarkt in Deutschland hilft der hiesigen Industrie in diesem Markt führend zu werden und eröffnet Exportchancen.

Die Emissionen aus der Herstellung von Baumaterialien (graue Emissionen) und der zugehörige Energieverbrauch (graue Energie) sind heute die wesentlichen Faktoren für Klimaschutz beim Neubau.

Bei einem Neubau (KfW55) macht die graue Energie etwa 50 % des Energieverbrauchs im Lebenszyklus aus. Da gemäß Klima-schutzplan die Energieversorgung bis 2050 auf Erneuerbare Energien umgestellt wird, liegt der Anteil der grauen Emissionen an den Emissionen über den gesamten Lebenszyklus bei 80 %.
Gebäude Energie Gesetz (GEG) und KfW-Förderung adressieren nur die Nutzungsphase. Der für den Klimaschutz beim Neubau wichtigste Teil wird so ignoriert.

Lebenszyklusanalysen ermitteln übersichtlich, unaufwendig und kostengünstig die graue Energie und die grauen Emissionen eines Gebäudes.

Lebenszyklusanalysen sind damit geeignet, um Förderung und Ordnungsrecht daran zu orientieren.
Die erforderlichen Datensätze und Tools zur Erstellung von Lebenszyklus-analysen werden vom BBSR und anderen Anbietern zur Verfügung gestellt.
Kosten und Aufwand für die Erstellung einer Lebenszyklusanalyse für ein Einfamilienhaus: kleiner 500 € und ca. ein halber Tag.

Mit Hilfe von Lebenszyklusanalysen lässt sich auch der notwendige Übergang einleiten von Abbruch und Entsorgung hin zu einer Kreislaufwirtschaft in der Abbruchmaterialien gleichwertig als Baustoffe wiederverwendet werden

Klima- und ressourcenschützendes Bauen ist machbar, nötig und wirtschaftlich.

Durch klimaschützendes Bauen – im Beispiel Holzrahmenbau – lassen sich die grauen Emissionen um 45 % vermindern.
Wird berücksichtigt, dass im verbauten Holz CO2 eingelagert wird, dann liegt die Minderung sogar bei 83 %.
Der Rohstoffverbrauch lässt sich um 50 % mindern.

Die Mehrkosten liegen im unteren einstelligen Prozentbereich.

Lebenszyklusbetrachtungen sind der Schlüssel, um graue Energie und graue Emissionen über die öffentliche Steuerung des Bauens zu vermindern.

Basierend auf Daten aus: König, 2017, Lebenszyklusanalyse von Wohngebäuden, Studie für das Bayerische Landesamt für Umwelt; Mahler et al., 2019, Energieaufwand für Gebäudekonzepte im gesamten Lebenszyklus, Studie für das Umweltbundesamt; Faktor X Agentur, 2018, Bauhandbuch Inden

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5 Kommentare

  1. Geschätztes Bauwende-Team

    Auch wir vom Komitee Eigenmietwert 2.0 gehen davon aus, dass die graue Energie und die Betriebsenergie bei einem zeitgenössischen Haus ähnlich gross sind. Effizienteres Bauen und gute Isolation sind sicher anzustreben. Wünschenswert ist daneben eine Sensibilisierung für den Wohnkonsum. Dazu wünschen wir uns eine Steuer proportional zur kalkulatorischen Miete (CH: Eigenmietwert). Eine solche Abgabe kann uns daran erinnern, dass verschwenderischer Umgang mit Wohnfläche unnötig viele Neubauten erforderlich macht. Also ein Anreiz dagegen, dass Einzelpersonen Häuser bewohnen, die für ganze Familien konzipiert sind. Der Steuerertrag ist willkommen zur Überwindung der finanziellen Folgen der Pandemie, später ggf. zur Förderung von Ökologie im Bauwesen.

    Freundliche Grüsse

    S. Drack

    1. Hallo Herr Drack,
      Danke für die Kontaktaufnahme.
      Der klassische Kanon der öffentlichen Steuerung besteht ja aus Fördern, Fordern, Informieren. Der von Ihnen angesprochen Teil ist das Fordern und gehört sicherlich auch in den Werkzeugkasten. Ich würde allerdings mit den sanfteren Maßnahmen beginnen bis ein größeres Verständnis für das Thema gewachsen ist. Und auch mit Fördern und insbesondere mit Informieren lässt sich m.E. eine Menge erreichen. Denn viele insbesondere alte Menschen fühlen sich mit den vielen Quadratmetern gar nicht besonders wohl. Es mangelt ihnen oft nur an guten Alternativen oder auch nur der Kenntnis davon oder einer kleinen Hilfestellung. Bei einer gesetzlichen Regelung muss auf jeden Fall differenziert vorgegangen werden, damit sie nicht einfach eine allgemeine Mietpriessteigerung darstellt, sondern gezielt den Wohnflächenüberschuss in Rechnung stellt.
      Mit den besten Grüßen Uli F Wischnath

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